Incantations

Die Mythen des Lethe

Venerdì 29 Maggio alle ore 19,30, presso la Galleria Edcamos di Monaco di Baviera, si è svolto l'opening dell'esposizione di Alessandra Cevasco e Davide Marino "DIE MYTHEN DES LETHE". La mostra deriva dal progetto fotografico "Le acque del fiume Lethe", pubblicato da Silvana Editoriale nel 2014, e già esposto a Genova, Kiev, Boemia del sud, Milano e Savona. Per la prima volta in Germania, rimarrà sino al 7 luglio 2015.

www.edcamos.de






           


Galleria Edcamos, Monaco di Baviera, 29.5.2015  


Introduzione in tedesco del Dr. Erwin Geiss: 

Vernissage am 29.05.2015

Alessandra Cevasco und Davide Marino: Die Mythen des Lethe Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Freunde der Galerie,ich darf sie heute wieder herzlich willkommen heißen zur Ausstellung  „Die Mythen des Lethe“ oder im Original „Le Acque del Fiume Lethe“ von Alessandra Cevasco und Davide Marino. Ich freue mich natürlich besonders, dass die Fotografen heute hier anwesend sind. Bevor ich etwas näher auf die Bilder und das damit verbundene Thema eingehe, möchte ich gerne die beiden Künstler kurz vorstellen. Alessandra Cevasco stammt aus Santa Margerita Ligure. Sie studierte Malerei und Druckgrafik an der Kunstakademie in Genua. Dennoch sagt sie, war die Fotografie das Medium, mit dem sie ihre Sensitivität für die Natur und ihre Umgebung am besten umsetzen konnte. Seit 2002 interessiert sie sich mehr und mehr für Schwarzweiß-Fotografie einschließlich der Umsetzung in den Fine-Art Print: sowohl analog, als auch digital. Sie beschreibt ihre Arbeit als intim und metaphorisch. Immer wichtiger werden für sie auch narrative Elemente – innerhalb ihrer Fotografie, als auch in der Verbindung mit lyrischen Texten. Wobei es ihr wichtig ist, festzuhalten, dass die Bilder und Texte jeweils ihr eigenes Leben führen: Sie schreibt, was sie nicht fotografieren kann und fotografiert, was nicht in Worte passt. Davide Marino ist ein geborener Genueser und studierte hier zunächst an der Universität Wirtschaft. Anschließend arbeitete er als Buchhalter in einer größeren Firma. Nach einem tragischen Schicksalsschlag wandte er sich 1993 verstärkt der Kunst und insbesondere der Fotografie zu. 2001 hatte er seine erste Ausstellung in Genua. Seit 2007 betreibt er gemeinsam mit Alessandra Cevasco die wunderschöne Galerie „Incantations“ in der historischen Altstadt von Genua. Sein Ziel ist es, mit der Fotografie Dinge jenseits der verbalen Ausdrucksmöglichkeiten zu kommunizieren. Jetzt aber zu den heute hier präsentierten Bildern der gemeinsamen Werkgruppe  „Le Acque del Fiume Lethe“. Lethe ist einer der fünf Flüsse der griechischen Unterwelt (deren bekanntester der/die Styx ist). Der Name bedeutet „Vergessen“, „Vergessenheit“ oder auch „Verborgenheit“ – Das griechische Wort für Wahrheit aletheia – kommt von derselben Wurzel und bedeutet „Unverborgenheit“. Nach der griechischen Mythologie führte das Trinken aus dem Fluss Lethe dazu, dass man sich nicht mehr an sein früheres Leben erinnern konnte – eine Voraussetzung, um irgendwann wiedergeboren zu werden… In der Göttlichen Komödie muss Dante sich im Lethe waschen, bevor er in das Paradies darf, während in Goethes Faust (Teil 2) Faust im „Tau von Lethes Flut baden“ soll, um den Teufelspakt und seine Sünden zu vergessen. Die Lethe ist heute etwas aus der Mode gekommen – Daten häufen sich an. Viele befürchten, dass das Internet sozusagen lethefrei ist und nichts vergisst. Es ist in der Berechnung des menschlichen Verhaltens von „Big Data“ die Rede, von Data Mining. Und am Ende landen alle Daten bei der NSA (dort ist dann „aletheia“, die „Unverborgenheit“ geradezu Personifiziert. Mit „Wahrheit“ möchte ich es nicht übersetzen. Die Paarung der maximalen Unverborgenheit in der Verborgenheit… Auch die Fotografie hat natürlich ihren Pakt mit Lethe. Denn Bilder konservieren, erhalten. Sie rufen in die Erinnerung zurück. Nicht nur dem berühmten argentinischen Schriftsteller Jorge Louis Borges ging es so, der sagte: wenn er sich an Freunde, vielleicht sogar Verstorbene erinnert, kommen ihm regelmäßig die FOTOS dieser Personen in den Sinn. Steht die Fotografie also mit der NSA im Pakt, mit aletheia, dem Unverborgenen? Nun manchmal ja. Wenn wir aber nun zu den Bildern von Alessandra und Davide gehen, sehen wir noch etwas anderes – zum Glück.Denn: eine Fotografie verleiht dem Augenblick Dauer. Indem sie aber von einem Tag DIESEN EINEN Augenblick konserviert, lässt sie die vielen andern Augenblicke vergessen.  Gleichzeitig beweist sie aber gleichsam, dass all diese anderen Augenblicke, die zu dem fotografierten Moment führen auch DA, also existent waren. Und indem die Fotografen EINEN bestimmten Blickwinkel wählen,  schließen sie unendlich viele andere – ebenfalls mögliche - Blickwinkel aus. Vergessen ist nicht nur Verlust – Vergessen ist auch Konzentration auf das Wesentliche, die Essenz. Und so entreißen Alessandra und Davide wertvolle Augenblicke dem Vergessen. Sie bewahren sie für uns auf, als etwas Wertvolles, Kostbares. Ihr Werk ist also ein intimes Wechselspiel von Verbergen/Vergessen und Zeigen/Enthüllen. Im Rahmen des hier gezeigten Projekts sind sie regelmäßig an einem bestimmten Tag der Woche gemeinsam losgegangen, um dann ihre persönlichen Aufnahmen zu machen.  Und so gibt es – insbesondere in ihrem Buch – das gleiche Fenster, die gleiche Wand, die gleichen Personen – und doch gesehen von verschiedenen Künstlern zu – leicht – unterschiedlichen Momenten. Kein Wunder, dass es beim Betrachten der Werke von Alessandra und Davide immer wieder zu Deja-vu-Erlebnissen kommt. Immer wieder taucht das Motiv des Fensters auf – der Verbindung zwischen Innen und Aussen. Stillleben aus einfachen, gebrauchten Gegenständen, Jugend und Alter:  Die Bilder folgen keinen Modetrends, sind im positiven Sinne zeitlos. In dem die Fotografie die Zeit – scheinbar – anhält macht sie gerade dadurch das Fließen der Zeit sichtbar. Schon Heraklit sagt: Du kannst nicht zweimal in den selben Fluss steigen.  Auch die hier gezeigten Bilder ermuntern uns, dem Vergangenen und Verlorenen nicht hinterherzutrauern. Sondern die Zeit zu nutzen. Und wichtige – für uns persönlich wichtige – Momente zu bewahren, zu konzentrieren.All den Ballast, den das Leben auch immer wieder für uns bereithält, können wir getrost an die Ufer der Lethe tragen und davon schwimmen lassen.

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